Die Brauerei Lindemans feiert dieses Jahr ihr 200-jähriges Bestehen. Seit sechs Generationen braut die Familie Lindemans lambische Biere. Dies geschieht noch immer in Vlezenbeek, wo Joos Frans Lindemans 1822 die Brauerstochter Francisca Josina Vandersmissen heiratete. Damit stieg die Bauernfamilie endgültig in die Bierwelt ein. Das Jahr 2022 wird ebenfalls ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Brauerei sein, denn im Herbst wird die Familie Lindemans eine zweite Produktionsstätte in Ruisbroek eröffnen, die Lindemans Satellite Brewery. Mit diesem Investitionsprojekt wollen die Cousins Dirk und Geert Lindemans das zukünftige Wachstum unterstützen und das Familienunternehmen in sein drittes Jahrhundert führen. Die Gesamtinvestition beläuft sich auf über 28 Millionen Euro.
In den letzten Jahren haben die Exporte von Lindemans-Bieren erheblich zugenommen. Mit der gestiegenen Produktion benötigt das Unternehmen auch zusätzliche Lagerflächen. Der historische Brauereistandort in Vlezenbeek lässt sich kaum noch erweitern. Außerdem möchte Lindemans sein Produktportfolio weiter diversifizieren.
"In Zukunft wollen wir weiterhin kreativ und innovativ mit Lambic arbeiten. Dies kann bald auch mit hochvergorenen Bieren kombiniert werden, die wir in der neuen Lindemans Satellite Brewery wird in Ruisbroek gebraut", Sagt Dirk Lindemans, CEO der Lindemans Brauerei. "Am neuen Brauereistandort am Kanal Brüssel-Charleroi wird kein Lambic hergestellt werden. Außerdem verfügen wir dort nicht über ein Kühlschiff. Die Lambic-Produktion wird also in Vlezenbeek bleiben. In Ruisbroek werden nur noch obergärige Biere gebraut. In einem übersättigten Markt werden wir nicht mit bereits bestehenden Biersorten aufwarten. Wir sind auf der Suche nach neuen Biersorten und Produkten, die auf einer gemischten Gärung basieren. Als Endprodukt werden wir also Mischbiere mit Lambic herstellen.
In der Satellitenbrauerei Lindemans–wurde eine brandneue Brauereihalle mit Mühlen- und Gärraum und Lagerraum gebaut. Die Brauereihalle kann auch als Empfangsraum für Veranstaltungen genutzt werden. Das Gebäude bietet auch Platz für Büros, Sitzungsräume und ein Labor.
Geert Lindemans, CEO von Lindemans: "In der neuen Braustätte können wir bis zu 12.000 Liter pro Sud produzieren. Mit der Zeit können wir auf bis zu sechs Sude pro Tag gehen. Mit der derzeitigen Gär- und Lagerkapazität liegt die jährliche Produktionsmenge bei rund 150.000 Hektolitern. Diese Kapazität kann sogar noch gesteigert werden.
Er fügte hinzu: "Das System besteht aus zwei Maischekesseln, einem Filtrierkessel, einem Kochkessel und einem Whirlpool. Die beiden identischen Maischekessel bieten eine größere Flexibilität und mehr Braumöglichkeiten. Die Brauanlage ist mit der Dryhopping-Technologie ausgestattet. Damit können dem Sud spezielle Hopfen oder Gewürze zugesetzt werden, ohne den Sauerstoffgehalt im Bier zu erhöhen, was die Qualität verbessert.
Im Gärraum befinden sich 10 zylindrisch-konische Tanks (CCTs) mit einer Nettokapazität von 720 Hektolitern und 6 CCTs mit einer Nettokapazität von 120 Hektolitern.
Im Inneren befinden sich außerdem drei Hefevermehrungstanks, drei Hefelagertanks, ein Hefeabfalltank und eine Anlage zur Aufbereitung von Brunnen- und Leitungswasser. Neben dem Gebäude befinden sich zwei weitere Malzsilos und ein Weizensilo von je 70 Kubikmetern, ein Trestersilo und eine Brückenwaage.
Geert Lindemans: "Ein Teil unseres Lambic-Vorrats wird in dem neuen Gebäude in Ruisbroek gelagert werden. Insgesamt 16.500 Hektoliter Lambic werden in 33 Lambic-Lagertanks zu je 500 Hektolitern gelagert werden können. Dadurch wird in Vlezenbeek Platz frei".
Am Standort Vlezenbeek reifen neben 70.000 Hektolitern Lambic in Lambic-Lagertanks auch 200.000 Liter Lambic in 20 großen Holzfässern. Nach der Renovierung des historischen Standorts in Vlezenbeek plant Lindemans den Kauf weiterer Fässer.
Die Arbeiten an der Lindemans Satellite Brewery in Ruisbroek begannen im Dezember 2020. Das Gebäude wird voraussichtlich im April 2022 fertiggestellt sein.
Im November 2021 wurde die Brauanlage zum ersten Mal getestet. Brauereidirektor Jan Verzelen: "Wir befinden uns noch im Prozess der Testläufe. Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Es wird erwartet, dass das erste Bier, das mit der neuen Brauanlage hergestellt wird, nicht vor dem vierten Quartal 2022 auf den Markt kommen wird."
Die offizielle Einweihung des Gebäudes wird ebenfalls in der zweiten Hälfte dieses Jahres stattfinden.
Bei der Planung der Brauerei wurden mehrere Technologien zur Energierückgewinnung in das Konzept integriert.
Jan Verzelen: "Wir lassen zum Beispiel den beim Kochen entstehenden Wasserdampf in zwei Schritten kondensieren und speichern die Wärme in einem EST (Energiespeicher). Diese Wärme kann wiederum genutzt werden, um die Würze eines nachfolgenden Suds vorzuwärmen. Das letzte Wasser, das bei der Traberspülung verwendet wird, wird in der Maische des nächsten Suds wiederverwendet."
Das Gebäude wird (teilweise) mit der Restwärme aus den Gasen des Dampfkessels beheizt. Außerdem wird die Wärme aus den Kühl- und Druckluftkompressoren zur Erzeugung von Warmwasser und zur Gebäudeheizung genutzt.
Die Abwässer werden in einer eigens dafür errichteten Kläranlage behandelt.
Derzeit beschäftigt Lindemans 70 Mitarbeiter. Mit der Inbetriebnahme des neuen Standorts in Sint-Pieters-Leeuw und der damit verbundenen Kapazitätserweiterung wurden 7 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen.
Im Hinblick auf die Erweiterung des Betriebs sucht Lindemans noch weitere Mitarbeiter für die Standorte Ruisbroek und Vlezenbeek. Dabei handelt es sich vor allem um Techniker, Bediener und Logistikmitarbeiter, die wir suchen. Mit der Zeit werden auch einige Mitarbeiter für unterstützende Dienste wie Verwaltung, Marketing und Verkauf eingestellt.